Dienstag, 1. Juni 2004
mut?
heute, auf der meldestelle (die bürgeramt heißt aber trotzdem nur eine meldestelle ist), habe ich gestrickt. nach einiger überwindung hab ich es gewagt und die nadeln rausgeholt. nix passiert. lebe noch. die socke ist 10 cm länger und ich habe einen neuen aufkleber auf meinem personalausweis.

der mut hält sich aber in grenzen: der andrang war mäßig (nur weil ich beim letzten mal über 2 stunden habe warten müssen und in solcher unruhe nicht lesen kann, habe ich überhaupt das strickzeug eingepackt), der stuhlbestückte flur sehr lang, so dass ich mir ein ruhiges plätzchen am hinteren ende habe suchen können. taktisch gut gewählt: die meisten diensträume befanden sich gerade in diesem hinteren teil; fast jeder "bürger" musste so an mir vorbei defilieren: ich hatte sozusagen heimvorteil (die leute waren ja auch sehr damit beschäftigt zu vergleichen, ob die mit einem melodischen klimpern angezeigte nummer mit der auf den kleinen zuvor einem kryptischen automaten mit viel zu vielen winzigen bedienknöpfen, von denen nur ein eiziger eine funktion hatte, entlockten papierzettelchen, die man nach aufruf ordnungsgemäß der beamtin aushändigen musste, übereinstimmte und herauszufinden, wo sich der raum mit der ebenfalls klingelnd angezeigten nummer überhaupt befand). mehr als kurze blicke (die ich mit einem gegenblick jeweils unterband) waren da nicht drin.

fazit: ich habe mein mangelndes selbstbewusstsein sehr gut trainieren können. aber in u- und s-bahnen stricken? mhm ... da muss ich wohl noch ein wenig auf anderen ämtern und in wartezimmern üben. als nächstes kommen parks, badeseen und freibäder an die reihe.

[anm.: klingt "defilieren" nicht sehr nach dem gegenteil von "filieren", also knoten lösen, auf- oder abschneiden; das merke ich mir: wenn ich beim net-along einen fehler mache, schreibe ich einfach "ich musste einige runden defilieren"; nur transitiv wäre das verb dann.]

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weblogbeitragslängenüberlegung
sind meine (letzten) einträge eigentlich unverhältnismäßig lang oder bilde ich mir das nur ein???

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die strickjacke
habe ich gestern abend wieder einmal hervorgeholt und das zweite (knopfgelochte) vorderteil begonnen. beim nächsten mal sollte ich schon beim knopflochlosen vorderteil bedenken, dass nur eine bestimmte knopfzahl und eine bestimmte reihenzahl miteinander harmonieren. ist nicht weiter schlimm: der oberste knopf kann nur an einer bestimmten stelle sitzen; die anderen müssen in gleichmäßigem abstand angebracht werden; ergo: der unterste knopf sitzt etwas weit oben. macht nix: den lasse ich bestimmt fast immer offen. auch die vertikale lage der knopflöcher hätte ich schon vor strickbeginn im auge haben dürfen: nicht gerade die durchgehenden rechtsrippen zu knopfdurchlöchern, war auch nur möglich, indem ich die löcher relativ weit nach innen gerückt habe. auch das ist weiter kein problem: das ganze muster zieht sich ja zusammen und tut das bekanntlich am rand stärker als in der mitte. also glück gehabt, die löcher sind an der richtigen stelle. ich habe die idiotenvariante "umschlag, zwei maschen [in diesem fall links ] zusammenstricken" angewendet. zwischen den rechtsrippen liegen nur zwei maschen. sieht übrigens ganz gut aus, besser: man sieht es kaum.

danach kam der typische anfall: das sieht garantiert unmöglich aus (hab ich mir gesagt), einfach alles. und was soll ich dazu anziehen? und die knöpfe passen nicht dazu. hab mich wieder beruhigt: könnte ganz schön werden. nur die knöpfe sind wirklich nicht das wahre. dabei habe ich festgestellt, dass diese kleinen kunststoffdinger genau die gleichen sind, die ich vor jahren schon einmal an einer jacke befestigt habe. und dabei habe ich endlos knopfgefüllte plastikröhrchen durchsucht. endlos! das nenne ich ... wie auch immer. seltsam konsequent scheine ich zu sein.
trotzdem: neue knöpfe braucht die jacke: metall oder perlmutt. das teil würde höchstens durch hirschhornknöpfe trachtig: edelweißgeschmückte metallknöpfe wären also möglich, ohne dass ich ein jodeldiplom machen müsste. und es gibt ja auch schlichtere metallknöpfe.

diese schlichte und blendenlose jacke braucht auf jeden fall strukturierende, markante knöpfe. jedenfalls welche, die auf keinen fall "billig" aussehen. den test habe ich gemacht und münzenartige aus meiner knopfkiste daraufgelegt: sah sofort ganz anders aus. leider waren es nur vier stück. zwei zu wenig.

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