Freitag, 3. März 2006
papperlapapp!
das war ja nur die halbe wahrheit ...

ich meine meine reaktion, auf die besorgten kommentare ...

sicher: ich habe nichts spektakuläres produziert ... aber: das ist relativ ... der dunkelbraune glatt links gestrickte (maschinen)pullover sähe zwar auf einem foto nach nix aus, ist aber in wirklichkeit eine extrem perfektionierte version des grünen (und des grau-rot-geringelten) maschinenpullovers; er sitzt knapper und das armloch ist anantomisch so geformt, dass es sich zur schulter hin wieder verbreitert. die armkugel sitzt jetzt faltenlos wie bei einer gut geschneiderten jacke. links gestrickt heißt in diesem fall, dass auch die säume und blenden links sind (blöd auf der maschine, weil man das teil wenden muss ...ich habe das ganze auf eine rundstricknadel packen und neu aufhängen müssen ... "maschenwendekamm" heißt wohl das zauberwort ... hab ich aber nicht und ist mir zu teuer ...). das teil sitzt jedenfalls (fast zu) perfekt ...

mit ein wenig unbeschwertheit könnte man mit meinen strickereien also durchaus ein strickweblog füllen ...

nur: mir fehlt eben jene unbeschwertheit ... weil genau das gegenteil meine stimmung bestimmt. und das ist die crux ... einerseits muss ich mich zum schreiben (und zu so ziemlich allem anderem auch) aufraffen und kapituliere leider fast immer ... andererseits könnte ich schreiben, würde gern schreiben, merke dann aber immer, dass ich mich zensieren muss (oder will? oder glaube zu müssen? ...) ...

genauer: das soll ein strickweblog sein. basta! nix anderes ... nur gibt es stimmungen, in denen ich nicht mehr oder weniger sachlich stricktechnisches beschreiben kann ...weil ... anderes viel zu viel raum in meinem denken einnimmt ...

[das ist der dritte beitrag, der vielleicht wieder im off-linen-bereich bleiben wird ...]

was ist das andere? wenn ich mir das bein gebrochen hätte, könnte ich ohne skrupel davon sprechen. wenn man krank ist, ist man krank! das nimmt raum im denken ein, beschäftigt, davon kann man sprechen (na gut, über eine geschlechtskrankheit spricht man wohl kaum öffentlich ... [lustige vorstellung: {telefongespräch} "sag mal, hättest du nicht lust ...{xxxx}" ... "nee, tut mir leid, ich habe tripper und muss zum arzt" ...unvorstellbar!!!]) ...
also alles kein problem, ich leide ja an nichts "anrüchigem" --- aber so einfach ist das eben nicht: wenn die krankheit sich nicht in erster linie "physisch" manifestiert, wird es kompliziert ... (dass es auch "physische" symptome gibt, steht auf einem anderen blatt)... doch wer will schon gerne sagen, dass er psychische probleme hat ...

[ehe ich den faden ganz verliere: "depression" ist die diagnose [oh toll! eine modekrankheit ... hahaha] --- und unbehandelt, soll heißen: ich suche noch und kann mich nicht aufraffen, einen zweiten versuch zu wagen, nachdem der erste mich in eine sackgasse geführt hat...]

irgendwann mag man nicht mehr hören "ach, ich bin zu zeit auch oft deprimiert. das ist die jahreszeit ..." o.ä --- oder schlimmer "ach, das vergeht wieder, reiß dich einfach etwas zusammen, geh mal raus ..." etc. ...

nein: zusammenreißen macht es schlimmer (weils nicht hilft zweifelt man und bekommt minderwertigkeitgefühle ...und reißt sich noch mehr zusammen ... und kommt sich noch minderwertiger vor) und vergehen tut nix ... das hat jahrelanges [unglaublich, aber wahr!] hoffen gezeigt ...

das ist wahrscheinlich der wahre grund, warum ich manchmal lange hier nichts schreibe --- (und manchmal so viel ... [nein, nicht bipolar ;-)])

und am wochende gibt es dann ein bild von der etwas schrillen mütze, die ich gestrickt habe(n werde) ... wenn ich nachrechne: diesen winter habe ich mehr mützen gestrickt, als all die vielen jahre zuvor ... --- und wenn ich gut geleunt bin, gibt es sogar noch ein bild vom vorgängermodell, dass leider nur auf einen schrumpfkopf passt ... (strickmaschine, ich-will-einen-kompletten-musterrapport und pi mal daumen = minimütze ...)

zum schluss: dass soll ein strickweblog bleiben, ich will nicht über depressive befindlichkeiten sprechen oder diskutieren etc. ... nur immer einen bogen darum machen kann ich auch nicht. wie gesagt: man kann ja auch mühelos schreiben "ich hatte eine erkältung mit fieber und habe zwei wochen lang kaum etwas gestrickt" --- nicht mehr und nicht weniger wollte ich mit diesem langen beitrag sagen ...

(und die tip[p]fehler korrigiere ich dann morgen.)

kann man das veröffentlichen? geht grad so (und lange texte ohne fotos werde ja ohnehin seltener gelesen ...)

nachtrag: gibt es eine blödere frage als "und, wie gehts*?" --- darauf kann man doch fast immer nur ausweichend antworten ... oder mit einer dicken lüge ... immer wenn man sagt "nicht (so) gut" kommt mit sicherheit die antwort "mir gehts im moment auch nicht so gut" ... dann kann man nur froh sein, wenn das nicht im detail ausgeführt wir ...


* ein für alle mal sollte ich an dieser stelle wohl endlich einmal darauf hinweisen, dass ich weiß, das die normierte orthographie hier einen apostroph vorschreibt, ich es aber trotzdem nicht mache --- warum? --- ach, das zu erklären, habe ich im moment doch keine lust ... (und meine anderen unkorrektheiten ... ein andermal vielleicht ...).

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Ich lese selten...
...solche langen Texte, da hast Du eigentlich Recht! Aber diesen habe ich gelesen - ganz gegen meine Gewohnheit. Hab mir auch schon langsam Gedanken gemacht, wo Du wohl steckst, in welchem Loch Du Dich verkrochen hattest! ;-)
Sag mal, bist Du am Samstag auch auf diesem Stricktreffen in B.?
Liebe Grüße
Knittaxa

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stricktreffen?
ja, ich weiß, und ich überlege noch ... ich finde [die initiatorinnen mögen mir vergeben ...] die "location" etwas problematisch (auch wenn das angebot an torten wirklich gut ist ;-)) ... ich denke, ich werde mich aufraffen (das mit dem verkriechen stimmt in gewisser weise schon, aber dazu neige ich ja schon immer ...)... willst du auch kommen?

[so, nun gibt es einen kommentar und ich kann das ganze schwerlich wieder löschen ... ;-))]

liebe grüße
jörg

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ich lese...
...auch lange texte in einem blog, wenn es, wie bei dir, ein blog ist, den ich gerne lese.
ich seh das mit dem strickblog nicht so sehr eng, denn wer denkt nicht beim stricken: an sich, an andere, an garn, an farben, an gedanken ect... manches läßt man raus, manches nicht. und wenn man es raus läßt, landet es vielleicht auch im strickblog, vielleicht aber auch nicht.
es ist gut, wieder von dir zu lesen.
ich kann leider am sa nicht kommen. ich muss den ganzen tag in der küche stehen, nur um ein halbes dutzend menschen für weinge stunden mit japanischem essen zu verköstigen. seufffz.
operncafe: find ich auch nicht prickelnd, aus verschiedenen gründen. hättest du denn einen anderen vorschlag?
lieber gruß
sabine

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Hallo Jörg!
Ja, ich werde voraussichtlich da sein - wenn meine wirklich heftige Erkältung, die mich seit gestern auf übelste Weise heimgesucht hat, es zulässt... Aber so schnell gibt es keinen geeigneten Termin, wieder mal nach B. zu kommen. Die Location kenne ich nicht, bin also ganz unvoreingenommen und freue mich einfach auf die Berliner StrickerInnen! :-)
Einige, die ich schon kenne, viele, die ich gerne endlich mal kennenlernen möchte!
Gleich fahre ich los.
Bis vielleicht morgen!
Knittaxa

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Also ich täte ja wirklich unendlich gerne Deine unspektakulären, anatomisch perfektionierten und nach nix aussehenden Stricksachen sehen. Aber vielleicht kannst Du Dich ja mal, auch wenn's Dir zur Zeit nicht wirklich gut geht, aufraffen und uns diese Bilder noch nachreichen...?!
Ich lese Deine Einträge immer mit Freuden, ganz egal wie lang sie sind und ob da ein Foto mit dabei ist oder nicht!
Wie auch immer...ich wünsche Dir auf jeden Fall eine gute Besserung und hoffe, dass Du Dich NICHT zusammenreisst - sondern im Gegenteil - mal so richtig gehen lässt!
Liebe Grüsse aus der föhnigen und somit kopfschmerzverursachenden Schweiz -
Alexandra

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Ach...
Alexandra nimmt mir die Worte aus dem Mund. Und auch wenn Du es nicht hören möchtest, ich kann das alles nachvollziehen (gehe nur anders damit um).
Also, ich würde mich auch sehr über dunkelbraune-glatt-links-gestrickte-Maschinenpulli-Fotos oder sonst irgendwas hier in Deinem Blog freuen.
Und lese überhaupt alles von Dir mit Freude, weil Du jemand bist, den ich mag und dessen Meinung ich schätze...

Liebe Grüße
Angela

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Hallo, Jörg!

Die Lieblingssätze meiner Mutter sind "Kannst du dich nicht zusammenreißen?" oder "Du stehst doch hier nichts aus." Vor Jahren habe ich mich so lange zusammengerissen, bis ich mit Herzrhythmusstörungen im Krankenhaus gelandet bin. Auch nicht so toll irgendwie.

Ich lese auch deine langen Texte und wünsche mir jedesmal, ich könnte mich so ausdrücken. Wenn ich vor dem PC sitze, ist mein Kopf immer wie leergefegt.

Jedenfalls habe ich mich gefreut, mal wieder etwas von dir zu lesen - egal, ob Strickthema oder nicht. "Gute Besserung" zu wünschen, ist hier wohl etwas fehl am Platze, eher: "Reiß dich bloß nicht zusammen!"

Viele Grüße

Birgit

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Lieber Jörg,

Ich weiss, was Depressionen sind und wie schwer es ist, damit klarzukommen. Ich habe welche! Das ist die schlimmste Krankheit die ich je hatte. Man kann sovieles nicht erklären und versteht es selber nicht. Was Du schreibst kann ich sehr gut nachempfinden.
Suche Dir Hilfe - es lohnt sich!! Ich drück Dich einfach einmal - so rein theoretisch! Und ich mag Deine Texte sehr!

Heike

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danke ...
für alle eure lieben kommentare ... ich tu mich leider immer etwas schwer mit dem danke-sagen (da finde ich niee die passenden worte ...), habe mich aber sehr gefreut, das ich mit meinem beitrag nicht nur stirnrunzeln hervorgerufen habe ... klingt etwas trocken, aber ich bin ja nun auch wirklich kein ausbund an überschwang und (oberflächlicher!) herzlichkeit ...
ganz liebe grüße
jörg (der tapfer weiter strickt und beiträge hier veröffentlicht ...)

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zum thema Stricken kann ich an dieser Stelle gar nichts sagen
Das ist das erste Mal, dass ich mich auch in einem Strickblog verewige und dann möchte ich gar nichts zu irgendwelchen Strickkünsten verlautbaren. Aber Dein Beitrag ging mir so nah, dass ich mich nun in Deinem Strickblog registriert und unbedingt auf das anworten möchte, was Du geschrieben hast. Erstmal: Ich bewundere Deine Offenheit. Vor etwa einem Jahr ging es mir so ähnlich wie Dir. Die Löcher, in denen ich mich vergraben wollte, konnten gar nicht groß genug sein, und ich hatte keine Ahnung, wie ich da jemals herausfinden sollte. Möglicherweise war Dein offenes Bekenntnis gar nicht dazu gedacht, jetzt haufenweise Tipps zu bekommen, was man denn nun tun kann (und das ist ja gerade das, was einem in der Depression so schwer fällt). Ich tue es trotzdem, weil ich denke, dass ich zu dem Thema etwas beitragen kann und wenn es Dich nicht interessiert, dann überliest Du die nächsten Sätze einfach. So, und nun mein eigentlicher Beitrag: Ich kann Dir aus meiner Sicht eine Verhaltenstherapie bei einem/einer Psychotherapeut/-in empfehlen. Das dauert zwar etwas länger (in meinem Fall etwa ein halbes Jahr), aber man erlernt Methoden mit der Depression umzugehen. Denn ganz vermeiden läßt sie sich bei bestimmten Persönlichkeitsstrukturen offenbar nicht. Mir hat es jedenfalls geholfen, und ich sehe die Welt wieder mit positiven Augen. Dazu beigetragen haben allerdings auch die weltweiten Strickblogs einschließlich Deinem, die ich nun fast täglich aufsuche und mich schlicht und ergreifend an der Kreativität und der Professionalität von so vielen Strickern begeistere. Auch das musste einmal gesagt werden!!

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